Sunday, September 28, 2008
Von Radfahrern, Voodoo und "the cars"
lang hats gedauert diesmal und das hat mehrere Gruende. Zum einen war ich die letzte Woche arbeitstechnisch mehr eingespannt als sonst, was super ist, ich hab zwei kleine Projekte aufgesetzt. Wir ham hier momentan sehr zu kaempfen, weil das Geld knapp ist, das neue Schuljahr steht bevor und die Schulgebuehren muessen bezahlt werden. Das verringert die Mittel fuer andere Projekte. Zum Glueck sind zwei ehemalige Volunteers (aus Holland, Mama lebt in den USA, Tochter studiert in UK) fleissig dabei, Fundraising fuer uns zu betreiben und im Zuge dessen die Projekte. Mal schaun, wie sich das weiter entwickelt, jedenfalls is es ganz schoen interessant, mehr ueber die Finanzierung von PDH zu erfahren, die Probleme und was gut laeuft und so weiter und so fort...
Genau, das ist der eine Grund fuer die Verzoegerung, der andere ist das liebe Internet-café. Beim letzten Mal, als ich nen Post hochgeladen hab, hab ich mir einen netten Virus namens "the cars" zugezogen, der es sich jetz auf meinem USB gemuetlich gemacht und nicht vor hat, da wieder weg zu gehn... daher kann ich den Stick jetz also nich mehr an meinem Laptop hernehmen und Posts vorschreiben. Ausserdem war das wahrscheinlich auch das Ende der Photos... mal kucken, Sophie und ich gruebeln ueber einer Loesung, Vorschlaege sind herzlich willkommen.
Jedenfalls muss ich meine Posts ab sofort also im Internet-café schreiben, a major pain in the ass, wenn ich das mal so sagen darf, weil man nebenbei auch noch Heiratsantraege und sonstiges abwimmeln muss und die Atmosphaere an sich nicht unbedingt dafuer sorgt, dass die Geschichten nur so sprudeln... aber na ja, was tut man nicht alles.
Anyway, was hab ich denn so gemacht, seit dem letzten Eintrag.
Zum einen hab ich festgestellt, dass ich es im Jahre 2008 schaffen werde, mich soweit von dem ganzen Weihnachtsfimmel abzukapseln, dass er mir tatsaechlich fehlt, ich stelle hiermit einen Antrag, dass der Christkindlsmarkt (ja, so heisst das Ding in Passau, der Rest der Welt darf jetzt aufhoeren, zu lachen) einen Tag laenger offen hat, damit ich auch hin kann, Schupfnudeln mit Sauerkraut essen, zum Nachtisch Crêpes, Kinderpunsch trinken, Lebkuchen essen... und all die tollen Sachen halt... vielleicht schaff ich es sogar so weit, mich auf die Kaelte und den Schnee zu freuen, wer weiss... um meinen Adventskalender fuehle ich mich defintiv betrogen, aber ich habs mir ja selbst eingebrockt. Weihnachtstiraden im September, ich glaub ich spinne...
Themawechsel. Freitag Nachmittag sind Sophie und ich zu neuen kurzeit-Abenteuern aufgebrochen... Erster Halt: die bibliothek in der british school of lomé, um sich mit englischsprachigen Buechern einzudecken, keiner von uns kann sich zu franzoesischen ueberwinden... Sophie hat mich gefragt, ob mir Taxi oder Moto lieber ist, sie waere fuer Moto. Ich sage, okay Moto, aber ich weiss, das ich das bereuen werde. Gesagt getan, 60 auf dem Kopfsteinpflaster, der Fahrer dreht sich um, um mich zu fragen,ob er hier links abbiegen muss. Dabei haelt er geradewegs auf einen Radfahrer zu, der nix mitkriegt, weil wir hinter ihm sind. Ich lasse einen Schrei los, packe den Fahrer, dreh ihn wieder nach vorn und lehne mich nach links soweit es geht. Der Fahrer checkts, reisst das Motorrad nach links, wir schrammen mit Lenker und meinem Fuss an den Radfahrer, brechen nach links weg und der Fahrer schaffts, das Moto zu stabilisieren, wie weiss ich auch nich. Der Radfahrer liegt im Graben, ich werde nie wissen, ob ihm was fehlt, da der Fahrer es nicht fuer noetig hatte, stehen zu bleiben und ich zu geschockt war, um was zu sagen. Als ich abgestiegen bin hatte er dann doch die Guete, mich zu fragen, ob ich verletzt bin. Der Fuss war ein bisschen taub, aber sonst hat nix gefehlt. Gott sei Dank moechte man sagen, aber das hoere ich hier definitiv zu oft.
Kurz gesagt habe ich also erneut einen Moto-Trip ueberlebt, fuer den Rest des Tages hab ich dann allerdings auf Taxis bestanden... (ja, Weichei und stolz drauf)
Nach der Buecherei (muss es mir zu denken geben, dass von drei Buechern die ich ausgeliehn hab zwei aus der Kinderabteilung waren?) sind wir weiter in die Stadt, zum french cultural center, wo eine Gruppe Jugendlicher einen Tanz aufgefuehrt hat, sehr beeindruckend und tolle Musik... davor ham wir uns nen Burger reingezogen und uns gefuehlt wie Gott in Frankreich, weil es Pommes dazu gab! MHH...
Nach der Vorfuehrung sind wir dann zwei Jungs ueber den Weg gelaufen, die in Lomé ihren Zivi absolvieren, kennen gelernt ham wir die vor circa drei Wochen in der Bank und Telefonnummern ausgetauscht. Danach ham wir sie allerdings dann nich mehr gesehn, zum einen sind sie aeehm etwas unzuverlaessig im zurueckrufen, zum andern (vielleicht haengt das zusammen) hat sie am Tag drauf beide die Malaria umgehaun und sie warn ein Weilchen nich ganz so fit, zaghaft ausgedrueckt. Mit denen und ihrem Begleiter Germain sind wir dann jedenfalls noch was trinken gegangen und hatten insgesamt einen sehr schoenen Abend... Sophie war glaub ich ein klein wenig betrunken, ein sehr lustiger Anblick...
Tags darauf sind wir dann los nach Togoville, der Geburtsstaette des Voodoo und ham mal wieder so richtig einen auf Touri gemacht, was sich in erster Linie auf den Geldbeutel auswirkt. Unser Schock ob der Preise war uns wohl deutlich anzusehn, also ham wir alles in allem fuer die Pirogue-fahrt ueber den lac togo 1000 CFA weniger bezahlt und den Guide fuer die Haelfte gekriegt... nicht schlecht, aber wenn man bedenkt, dass die Ueberfahrt fuer Einheimische 100 CFA kostet und wir 1500 gezahlt haben...
Egal, Togoville ist ein sehr schoenes Dorf, Papst Johannes Paul II konnte das 1985 bestaetigen, was der in der Voodoo-Hauptstadt wollte ist mir allerdings ein Raetsel. Wobei, viel Voodoo ham wir eh nich gesehn, Markttag ist Mittwoch und ansonsten stehn nur ein paar Statuen rum, um boese Geister abzuwehren.
Jean-Paul wird wahrscheinlich auch die Kirche mehr interessiert haben, als der Dorfplatz, sie sind jedenfalls alle stolz drauf, ihn dagehabt zu haben.
Durch die Ueberfahrt ueber den See wirkt Togoville irgendwie wie ein Inseldorf, zudem liegt es an einem Huegel am Ufer, was zusammen mit der Ruhe und Abgeschiedenheit den Eindruck noch verstaerkt.
Auf dem Rueckweg sind wir dann noch zum ersten Mal in den Supermarkt in der Naehe des Grand marché, klein Caro hat sich gefuehlt wie im Schlaraffenland und haette ein Vermoegen aufgegeben, waer ihr nicht das Geld ausgegangen...
Ei ei ei, schon wieder so lang dieser Post. Macht nix, jetz faellt mir eh nix mehr ein fuer den Moment, die Fingerchen tuhen auch schon weh.
Lassts euch wie immer gut gehn, kommentiert fleissig, schreibt Postkarten (danke liebe Eli, hab mich furchtbar gefreut!) und sonstiges, geniesst den Herbst, weil er schoen ist, oder weil euch nix anderes uebrig bleibt und und und
Caro
Thursday, September 18, 2008
Wochenend und Sonnenschein
Lomé, den 17.09.2008
So, hier mal ein kleiner Reisebericht vom Wochenende, damit ihr wisst, was ich denn so getrieben habe im togolesischen Hinterland. Am Montag wollt ich eigentlich Photos hochladen, dagegen hat sich der Computer allerdings hartnäckig und erfolgreich gewehrt. Werds also noch mal probieren müssen, drückt mir die Daumen.
So, das Wochenende: selbiges bestand im Wesentlichen aus sich vor lauter Angst beinah in die Hose machen -im Landesinneren wird noch verrückter Motorrad gefahren als in der Hauptstadt-, sich verzweifelt ein sauberes Klo und/oder fließendes Wasser wünschen –man will ja nich zu viel verlangen, aber irgendwie…- und dem mehr oder weniger erfolgreichen Abwimmeln von Heiratsanträgen – Sophie hats gleich im ersten Taxi erwischt, während ich dafür auf dem Motorrad bei schwindelerregendem Bergabrasen dem Fahrer/unserem Guide erklären musste, warum ich nicht für immer in Kpalimé bleiben, seine Frau werden und die Trommeln schlagen will, während er den Tanz des Feuers tanzt. Das hat mich zwischendurch in so große Verzweiflung gestürzt, dass ich angefangen habe, mich zu fragen, wieso denn eigentlich wirklich nicht? Ein besonders großes Schlagloch und eine Panne, weil bei dem Motorrad auf dem Sophie saß das Gasseil gerissen ist, hat mir dann mein verwirrtes Köpfchen wieder zurecht gerückt und mit vereinten Kräften haben mein Alter Ego „Unterzucker“ und ich uns an die Arbeit gemacht, gebührend kurz angebunden, ruppig und unfreundlich zu sein, um ihm den Gedanken an unsere rosige Zukunft ein für alle mal auszutreiben.
Dass selbiges Unterfangen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt war beweisen die circa drei Anrufe pro Tag, die ich seither von besagtem Herren erhalte, sehr zum Amüsement von Sophie und dem gesamten PDH-Team.
Aber egal, weiter im Text. Abgesehen von diesen kleineren unerfreulichen ähh Begebenheiten hatten wir es toll, sind nicht von Skorpionen gekillt worden, haben gut gegessen, uns am Trommeln und Tanzen versucht, Schmetterlinge, Ananaspflanzen, Cacao- und Kaffee-Bäume und vieles mehr gesehen, in zwei Wasserfällen gebadet, oder halt davor… die üppige Landschaft während unserer jeweils dreistündigen trotro(Buschtaxi)-fahrt bestaunen dürfen, nette, lustige und bizarre Leute kennen gelernt und so weiter und so fort…
Das Fazit ist also, dass wir furchtbar viel erlebt und gesehen haben, wobei einige dieser Erlebnisse dazu beigetragen haben, dass wir Sonntag Abend dann doch froh waren, heil wieder zurück zu sein und PDH sich ganz eindeutig besser angefühlt hat, als bei unserem Aufbruch.
So, soviel dazu, lassts euch wie immer gut gehen und den ganzen anderen Summs, den man so von sich gibt, wenn man ganz weit weg is und keine Ahnung hat, wie es euch allen so geht… *wink mit der Eisenbahnschwelle*
Take care,
Caro
Monday, September 15, 2008
There you go...
So Leute, hier ganz unverschaemt zwischen rein geschmissen ein paar photos von meinem und sophies ersten trip... Sophie hat ne digi-cam, filme entwickeln werd ich hier glaub ich eher nicht... ganz ohne erklaerung oder sonstiges, das folgt bei gelegenheit, heut reicht die Zeit nicht. Lassts euch gut gehn!
Geschrieben, getan, nicht funktioniert. Nochmal getan, wieder nicht funktioniert... noch dreihundertmal probiert, uploaden funktioniert nicht... und kaum hab ich das geschrieben, funktionierts auf einmal doch! ein photo, nur 20min uploadzeit! wenn das nich fantastisch is, dann probier ichs gleich nochmal!!! *grummel grummel* und scheps is es auch noch und ich immer noch zu doof und faul, zu checken wie mans dreht! wuaaaah
uh wow, noch eins! vielleicht schaff ich ja vor dem abendessen sogar noch ein drittes! hurra!
yeeeh, geschafft! aber jetz komm ich zu spaet! mist. egal, hauptsache photos...
bis bald!
Caro
Friday, September 12, 2008
Solche Tiraden sollt man eigentlich nicht auf die Menschheit loslassen, aber was solls...
Und nun zu den wichtigen Dingen… muahaha
Nachdem ich nun ausführlich über mich und meine Unzulänglichkeiten und ääh-das Gegenteil halt- philosophieren durfte (wer soll mich schon davon abhalten, harr harr), nun noch mein ganz persönlicher Senf zum Leben in Afrika.
Keine Panik, ich habe nicht vor, eine eingestanzte Meinung abzugeben, viel mehr möchte ich ein paar von den Eindrücken in meinem Kopf los werden und ich glaube, dass knapp drei Wochen ein guter Zeitpunkt sind, sich mal über das Bild im Klaren zu werden, dass man sich gemacht hat, um es mit dem zu vergleichen, das man vorher hatte und sich darauf vorzubereiten, dass selbiges in drei Monaten wahrscheinlich wieder ganz anders ausschaut.
Die Reaktionen auf meine Ankündigung, nach Togo zu gehen, lassen sich mehr oder weniger grob in zwei Kategorien aufteilen. Da sind die einen, die s total genial fanden und sich unglaublich für mich gefreut haben, aber der wesentlich größere Teil bestand aus Leuten, die erstmal geschockt waren, manche mehr, manche weniger. Afrika. Was hört man über Afrika. Prinzipiell mal schlechtes, Dritte Welt, HIV/AIDS, Hunger, Armut, Krankheit, Elend, Kriege, Kindersoldaten und so weiter und so fort. Dann gibt’s die guten Sachen, die einem in den Kopf schießen, das Wetter, die freundlichen Menschen, die Musik, die Farben, aber diese Liste scheint begrenzt. Ist es das wert? Sind Trommeln und 40 Grad wert, sich in solche Gefahr zu begeben, sei es nun im Straßenverkehr, oder beim Trinkwasser?
Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Und ich werde mir wahrscheinlich auch erst dann anmaßen, diese Frage zu beantworten, wenn tatsächlich etwas passiert ist, denn ein Risiko ist ein Risiko, ein Nervenkitzel, was wäre das Leben ohne, aber in dem Moment, wo etwas passiert, kannst du erst entscheiden, ob es das wert war, oder nicht.
Also, was war meine erste Reaktion, als ich hier ankam? Schock? Auf jeden Fall. Mein wohlgeputztes Hinterteil hat Dreck und Elend gesehen und erlebt, aber immer nur in Maßen. Es ging ganz sicher nicht unvorbereitet an die Sache ran, aber Vorstellungen, selbst wenn man versucht, sich keine zu machen, treffen in den seltensten Fällen etwas, was auch nur so ähnlich aussieht wie des Pudels Kern.
Durch die Entscheidung, nach Togo zu gehen und für eine kleine, lokale Organisation zu arbeiten, habe ich mich selber genommen, aus allem herausgezogen, was ich kannte und in eine neue Situation hineingesetzt. Ich arbeite hier nicht nur, ich lebe hier. Führe mein Leben und verrichte meine Arbeit neben und mit AIDS-Kranken und Hungernden, ich lebe in einem stallähnlichen Gebäude mit einem Wellblechdach, ich wasche meine Wäsche in einem Eimer, esse Brot und Bohnen, trinke Instant-Kaffee und bin somit insgesamt immer noch um einiges besser dran als die meisten, was Luxus angeht, aber auf einem Level, auf dem ich sagen kann, tatsächlich so gut es einem Jovo auf diese kurze Zeit möglich ist, mit den Leuten, statt neben ihnen zu leben.
Ich halte hier keine Vorlesung über das Leben in Afrika, oder auch nur in Togo, ich habe keine Ahnung vom Leben in Togo, ich kann nur berichten, was ich sehe, was ich fühle und denke. Wer das Gefühl hat, dass ich bullshit von mir gebe, mag vollkommen Recht haben, aber es ist mein bullshit und ich hab ihn gern, deswegen verzähle ich ihn.
Glaubt auch nicht, dass euch dieser Blog in irgendeiner Art und Weise in die Lage versetzt, ansatzweise verstehen zu können, wie das Leben hier so ist, wenn ihr eine Meinung dazu wollt, schwingt euren Arsch zum Flughafen.
Mein ganz persönlicher Gedanke ist, dass ich ein Geschenk kriege, bzw. mir selbst gemacht habe. Ich komme hier an, bin am Boden zerstört ob des Elends, speziell- ja, glaubt es oder nicht- meines eigenen. Das ist doch kein Leben hier. Überall Dreck, Ameisen, der Staub ist überall, fanatische Moskitos, fließend Wasser hab ich mir auch anders vorgestellt. All das ging mir durch den Kopf, meine (trotz aller Denkvorgänge, die die letzten Jahre stattgefunden haben doch sehr europäische/deutsche) Vorstellung von den Grundbedürfnissen eines Menschen wurden genommen und aus dem Zimmer gefegt.
Was tun wenn’s brennt?
Am besten in den nächsten Flieger steigen. Auf die Gefahr hin, dass man sich sein Leben lang in den Hintern beißt, weil man keine 24 Stunden durch gehalten hat? Verlockend, aber nein. Einen Tag musst du schon durchhalten. Und du hältst durch. Und noch einen. Und einen dritten. Und verdammt noch mal auch noch einen vierten. Und dann?
Dann quälst du dich weiter. Und irgendwann, ganz langsam beginnt dir vielleicht- aber nur vielleicht- zu dämmern, dass das, was du als „kein leben“ bezeichnet hast, Leben pur ist. Leben befreit von einem Großteil von Dingen, die sowieso scheißegal sind. Hier redet mich sicher keiner dumm an, wenn ich ein Loch im T-Shirt hab. Niemand schert, dass ich keinen Geldbeutel hab, sondern meinen Ausweis in der Hosentasche rum trage. Es geht nicht darum, ob die braunen Schuhe zur weißen Hose passen, es geht um Familie, um Arbeit, um Lachen und Reden- punkt
Das war es, was ich wollte, das ist es, warum ich weg wollte und schön langsam wird mir das wieder klar. Alle, denen ich gerade gewaltig auf den Schlips trete, weil ihnen diese Sachen wichtig sind, mögen mir vergeben, ich meine jedes einzelne Wort so wie ich es sage, habt mich trotzdem gern, ich euch doch auch.
Ja liebe Leute, es gibt Elend, es gibt Armut, es gibt Hunger und das ist scheiße.
ABER: Im Gegenzug zur landläufigen Meinung der Mehrheit der europäischen und nord-amerikanischen Bevölkerung habe ich nicht das Gefühl, mich seit meiner Ankunft auf einem Kontinent zu befinden, der im Elend versinkt und das Armenhaus der Welt ist. Hier wird gelebt, gelacht, gearbeitet, geweint, geschimpft, ausgelacht, geteilt… genau wie überall auf der Welt und die allermeisten Leute haben alles was sie brauchen (wie viele Leute kennst du, die alles haben, was sie wollen?), haben Spaß am Leben, verbringen ihre Zeit mit Freunden und der Familie und es geht ihnen gut!
Togo kennt mehr Elend als Deutschland oder Österreich, aber Togo kennt auch Glück, Togo kennt Möglichkeiten und wenn man sich die Gesichter anschaut, denen man auf der Straße begegnet, wird man sich früher oder später die Frage stellen, ob die Togolesen nicht ganz einfach das glücklichere Volk sind.
Es gibt Sachen, die ihnen fehlen, aber ein Nike-Outlet-Center gehört ganz sicher nicht dazu. Was fehlt sind Möglichkeiten für diejenigen, die es wie mich in die weite Welt zieht, die wissen und lernen und sehen wollen. Was fehlt ist eine leistbare medizinische Versorgung. Aber das was wir so sophisticated als Wohlstand bezeichnen ist ein „Segen“, den wir meiner Meinung nach getrost behalten können, damit haben wir Europäer an uns selbst schon genug Schaden getan.
Also: Habt Mitleid, nicht zuletzt auch mit euch selbst. Und dann pfeift drauf und genießt euer Leben. Ein kluger Mensch hat vor Ewigkeiten mal zu mir gesagt: Du bist auf der Welt, um glücklich zu sein und andere glücklich zu machen.
Haut rein.
Ende
Was haben Baustellensport und Las Vegas gemein?
Keine leichte Frage, aber da ich ein netter Mensch bin, werd ich sie euch sogleich beantworten.
Ersteres steht für die so called crazy exercises, die hier regelmäßig statt finden. Da es ein unendlicher Aufwand ist, zu dem Hotel zu kommen, dass ein einigermaßen großes Schwimmbecken hat und ich bisher noch niemanden überreden konnte, hier mit mir laufen zu gehen, besteht meine sportliche Betätigung momentan darin, wie ein verrücktes Huhn entweder auf dem (Gott sei Dank Flach-)Dach des Hauses oder in einem unserer Rohbauten rumzuflattern, auf einem Bein zu hüpfen, auf der Stelle zu laufen und so weiter und so fort. Unser Drill-Sergeant bei diesen mehr oder weniger lächerlichen Betätigungen heißt Elolo und ist der Bruder von Rachel, der Frau meines Chefs Antoine. Er ist sozusagen die gute Seele des Hauses, der von morgens bis abends da ist und auf die Kleine aufpasst, das Geschäft hütet, kocht und so weiter und so fort. Allerdings nur bis Oktober, dann geht er wieder auf die Uni, was er ein paar ehemaligen Volunteers zu verdanken hat, die in seinem Namen ein Bankkonto aufgemacht haben und seine Studiengebühren etc. zahlen. Sein Ziel ist, Englisch-Lehrer zu werden, er hatte auch schon mal angefangen, musste dann aber aufhören, weil er nicht das Geld hatte, weiter zu studieren.
So, zurück zum Thema. Also erstens Baustellensport und zweitens Las Vegas, was für den Film 21 steht, den wir uns am Dienstag angeschaut haben. Ein –äh- Schicki-Micki-Restaurant in Lomé bringt einen jeden Dienstag für 2500 Cfa (ca 4€) in den Genuss einer mikroskopisch kleinen Pizza Margherita, eines Getränks und eines Hollywoodstreifens (und eines Klos mit funktionierender Spülung, aber das kalkulieren sie wohl nicht in den Preis mit ein). Nach bank job und street kings gabs diesen Dienstag also 21 zu sehen, den ich übrigens gar nicht schlecht finde, aber das tut hier nichts zur Sache. Vielmehr geht es darum, dass sich mein Leben in den vergangenen knapp drei Wochen mehr oder weniger um diese Fixpunkte gerankt hat und ich mich vom einen zum anderen mit lesen, arbeiten, essen und schlafen irgendwie durchgehangelt hab.
Warum ich das erzähle? Weiß ich auch nicht, warum liest du es denn? Siehst du. Genau deswegen verzähl ich’s auch.
Ähm genau. Jedenfalls, ich hoffe, das sich das in nächster Zeit ändern wird, Sophie und ich planen für dieses Wochenende unseren ersten Trip, wir wollen nach Kpalomé, uns die Wasserfälle anschaun und auf den –Achtung, das ist für die Tiroler unter euch- HÖCHSTEN GIPFEL Togos steigen!!! Ja, ihr habt richtig gehört! Ein ehemaliger Volunteer hat behauptet, Berg darf man nicht sagen, um sich dergleichen schimpfen zu können muss man 1000 meter haben, und dazu fehlen dem Unglückspilz genau 16 Meter. J
Sophie zwingt mich außerdem regelmäßig zum Karten spielen und hat es geschafft, ein Spiel zu finden, dass langsam genug ist, dass ich auch meinen Spaß dran hab.
Summa summarum kann ich also immer noch nicht behaupten, dass es mir richtig gut geht, aber ich befinde mich auf dem aufsteigenden Ast, wenn man denn so sagen will. Mal schaun, was das hier noch so wird, was noch so alles passiert und wann ich meinen ersten Motorrad-Unfall habe…
Lassts euch gut gehen da draussen in der großen, kleinen Welt, beneidet mich um die Palmen, die Ananas, den wunderschönen Himmel und die rote Erde
Und erfreut euch wiederum all der Dinge, die das Leben in eurem Fleckchen dieser Erde lebenswert machen.
Bis zum nächsten Mal!
Caro
Saturday, September 6, 2008
ein guter blogger hat immer tolle post-ueberschriften...
Einen wunderschönen guten Morgen euch allen da draußen,
in Kürze werde ich mich also auf den Weg ins Internet-café begeben, um zu schaun, was die Welt so Neues zu berichten hat, derweil ein paar Neuigkeiten von mir.
Vorgestern bin ich umgezogen ins Zimmer nebenan, weil mein altes Zimmer nunmehr zum Büro umfunktioniert wird, während nebenan weiter gebaut wird (zumindest behaupten sie das, Fortschritt sieht man relativ wenig). Antoine war tatsächlich so nett und ist losgezogen, um einen Duschkopf zu kaufen, den er jetzt in dem neuen Zimmer im Bad montiert hat. Zusammen mit fließend Wasser aus dem Wasserhahn im Waschbecken und einem nicht bestialisch stinkenden Abfluss befinde ich mich jetz also wieder in den Fängen des Luxus und verbringen jeden Abend zehn Minuten mit Freudenarien ob dieser Entwicklung…
Gestern Abend kam Sophie an, eine Britin, sie wird neben meiner Wenigkeit wohl mindestens für den nächsten Monat der einzige Volunteer hier sein, bisher macht sie einen sehr netten Eindruck. Vielleicht kann ich sie dazu überreden, ein bisschen mit mir auf Reisen zu gehen, ich hab ja zwei Wochen, die ich frei nehmen kann zum Reisen, eigentlich war eine zum eingewöhnen gedacht und eine zum Reisen, aber da ich schon in der ersten Woche angefangen hab, zu arbeiten, sinds jetzt zwei. Mal kucken.
Ansonsten geht hier alles seinen mehr oder weniger gewohnten Gang, ich lese viel, aus Mangel an Alternative und versuche ansonsten, ein bisschen mehr ins Französische rein zu kommen, was meine Einsatzmöglichkeiten arbeitstechnisch unglaublich steigern würde…
Gestern hab ich auf dem Weg zur Grenze, um Sophie abzuholen, zum ersten Mal das Meer gesehn, das war ein toller Anblick.
Die Grenze zu Ghana ist an sich auch erwähnenswert, schon allein dadurch, weil sie mehr oder weniger in der Stadt liegt. Man hat noch gar nicht gecheckt, dass man vom Stadtzentrum wieder in einen Aussenbezirk gefahren ist, rumms schon ist das Land aus. Mitten in dem ganzen Gewurle, genau am Meer ist ein großes Haus und ein Zaun und Militär und Grenze halt. Echt faszinierend.
Das Wetter ist momentan mehr oder weniger bescheiden, aber das ist natürlich Ansichtssache. Ich sitze immer noch in kurzer Hose und T-Shirt rum, aber die Sonne scheint halt wenig und es fängt immer mal wieder an, zu tröpfeln (was echt bescheuert ist, wenn man nen Haufen Wäsche zu waschen hätte).
So, mehr fällt mir nicht ein, meine Muße hats anscheinend nicht mit ins Flugzeug geschafft, aber vielleicht kommt sie ja noch nach. Ich hoffe, es geht euch allen gut, wo auch immer ihr seid und was ihr macht. Zu meiner Schande muss ich gestehn, dass ihr mir fehlt, auch wenn die Leute hier sehr nett sind.
So, in diesem Sinne, lasst es krachen, lasst was von euch hören und bis bald.
Caro
Wednesday, September 3, 2008
Wer hat zuviel Zeit oder Herz?
ich bin noch nicht dazu gekommen, ein neues Geschichtlein zu schreiben, hatte mit anderen Sachen mehr als genug im und ums Hirn. Am Wochenende werd ich das hoffentlich nachholen koennen.
Anyway, nichtsdestotrotz haett ich ne kleine Bitte.
Nachdem ich die franzoesischen Nachrichten im Radio nicht verstehe und sonst nich wirklich ne Moeglichkeit hab, an News zu kommen, ausser hier im Internetcafé, wo der Aufbau einer Seite eine halbe stunde dauert, bin ich leider vollkommen uninformiert, was in der Welt so geht momentan, sei es Georgien, Zimbabwe oder sonst was.
Mag also irgendwer so lieb sein und sich opfern, mir ab und zu ein kleines news-update zu schicken? Das faend ich total spitze.
Vielen Dank schon mal im Vorraus, bis bald, passt auf euch auf und lasst euch nicht treten...
Caro