Letzter Tag, letzter Post. Na ja, eigentlich ja nicht, heut ist Montag in meiner kleinen Welt, da ich Dienstag Abend fliege hab ich noch mehr als 24 Stunden… aber anfühlen tut sich’s halt danach, gell? Schätze, dass liegt nicht zuletzt am Pack-Chaos um mich herum… man sammelt in vier Monaten eine ganze Menge Scheiß an… und woher kommen all diese Zettel mit Telefonnummern? J
Egal, jedenfalls geht’s dem Ende zu, Abschiedsessen/-trinken reihen sich aneinander, das noch erledigen, hier noch was einkaufen und verdammt: Weihnachten ist ja auch bald!
Am Ende meines USA-Trips hatte ich so viel zu tun, dass ich im Endeffekt noch gar nicht gecheckt hatte, dass es vorbei ist, als ich schon im Flieger saß. Daraufhin hat dann der Kulturschock zurück in good old Europe mit einem Dreschflegel auf mich eingeschlagen und das muss ich kein zweites Mal haben, also nehm ich mir diesmal Zeit mit der ganzen Sache abzuschließen.
Nebenbei hab ich aber auch gar keine andere Wahl, da zwei gewisse deutsche Zivis (Zivildiener, für die Österreicher unter uns) in letzter Zeit zum Volkssport erklärt haben, mich mit den schwierigsten Fragen zu bombardieren, die ihnen so einfallen… - an dieser Stelle vielen Dank dafür- während sie sich über mein Niederbayerisch lustig machen *grrr*
Und wenn ich alles auf einen Punkt bringen muss, fällt mir genau eins ein und vielleicht habt ihr das auch schon an meinen herrlich dezenten Posts gemerkt… die Caro, die den Kontinent verlassen hat, kommt nicht mehr zurück. Wo sie hin ist, keine Ahnung, ich persönlich glaube, dass sie schon aus dem Flieger gepurzelt ist und jetzt irgendwo zwischen Himmel und Sahara rumschwebt (was meine neue Faszination für Greifvögel erklären würde).
Wer denn dann zurückkommt? Darüber dürft ihr euch selbst ein Bild machen, anders wirds nich… meiner bescheidenen Meinung nach: die neue, verbesserte Caro!
Befreit von einer ganzen Menge mentalem Ballast, wie zum Beispiel dem Irrglauben, dass man zum Kochen einen Herd braucht… oder das Leben zu viert in einem 9qm Zimmer nicht lebenswert ist… und um einiges an Wissen reicher, speziell über mich selbst. Die Menschen hier haben mir viel über mich selbst beigebracht, mit ihrer herzlichen, unverblümten Art. Vier Monate unter Menschen zu verbringen, die sich nicht verstellen und nicht versuchen, cooler zu wirken als sie wirklich sind, ist eine unglaubliche Wohltat und lässt einen regelrecht aufatmen.
Auf der anderen Seite hab ich aber auch viele Sachen gesehen, von denen ich nicht unbedingt möchte, dass irgendjemand sie sich abschaut. Frauen, die das Haus nur fürs Einkaufen und zur Kirche gehen verlassen dürfen, ein Testverfahren für ein Stipendium, bei dem du nur durchkommst wenn du Beziehungen hast… fragt sich hier tatsächlich jemand, warum die Leute frustriert sind? Togo gehört zu den LDC’s und das merkt man genau dann, wenn man ein Kind ins Krankenhaus bringt, dort eine Biopsie durchgeführt wird und man EINEN MONAT auf das Ergebnis warten muss!
Wer erinnert sich an das Photo von mir und dem kleinen Komi, das ich rumgeschickt hab? Süss, gell? Kurz darauf ist er an Unterernährung gestorben. Sowohl PDH als auch das Kloster haben sich um ihn gekümmert, Geld aufgetrieben um ihm zu helfen… und trotzdem hatte er keine Chance auf ein Leben.
Eine Arbeitskollegin hat ihr Baby verloren, weil die Krankenschwester zu faul war, eine Patientin zu versorgen, die keine Beziehungen hat.
Warum ich das erzähle, wo es doch hier um ein Resumée geht? Keine Ahnung, wahrscheinlich weil es raus muss. Jetzt wo ich mich drauf vorbereite, wieder in eine Welt einzutauchen wo deine größte Sorge die Planung deines nächsten Urlaubs ist, kommt dieses Gefühl der Ungerechtigkeit und der Schuld wieder. Wenns mir hier zu viel wird kann ich einfach gehen- die Menschen hier haben diese Wahl nicht. Wozu macht mich das? Und hab ich dieses Glück eigentlich verdient? Wieso ich? Zufällig ein paar tausend Kilometer weiter im Süden geboren und vielleicht wäre ich keinen Monat alt geworden.
Was macht dieser Gedanke aus meinem Leben? Und was ist ein Leben überhaupt wert, dass man nicht zu schätzen weiß?
Hier, wo man dem Tod so viel näher ist, fühlt man sich gleichzeitig so viel lebendiger.
Da ist sie wieder, die alte Litanei, das schreib ich jetzt alles zum dritten Mal, oder? Selber Schuld, was müsst ihrs auch lesen… J Bin völlig vom Thema abgekommen, oder vielleicht auch nicht. Jedenfalls: ich komme wieder, ob ihrs wollt oder nicht und was dann passiert wissen die Götter… ich kann es beim besten Willen nicht sagen. Der Titel dieses Blogs ist: Geh, wohin Dein Herz Dich trägt. Mein Herz hat mich nach Togo getragen und einmal da angekommen hat es gesagt: hier kannst du nicht bleiben, hier gehörst du nicht hin. Inzwischen jedoch frage ich mich, ob Afrikas rote Erde und sein unvergesslich weiter Himmel ein Herz das ihnen in die Fänge geraten ist, jemals wirklich wieder loslassen…
Ende.
Tuesday, December 16, 2008
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2 comments:
Ich beneide dich wirklich um diese Erfahrung. Ich denke, dass es keinem Schaden würde so etwas mal zu erleben.
Aber ich freu mich trotzdem auf jede Caro die da wieder von Togo zurückkommt... :)
Vielen Dank schatzerl, auch fürs abholen kommen!
Und dem Flö an dieser Stelle auch!
An den Rest: bin heil angekommen... oh Wunder...
Caro
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