Tuesday, December 16, 2008

C’est l’Afrique!

Letzter Tag, letzter Post. Na ja, eigentlich ja nicht, heut ist Montag in meiner kleinen Welt, da ich Dienstag Abend fliege hab ich noch mehr als 24 Stunden… aber anfühlen tut sich’s halt danach, gell? Schätze, dass liegt nicht zuletzt am Pack-Chaos um mich herum… man sammelt in vier Monaten eine ganze Menge Scheiß an… und woher kommen all diese Zettel mit Telefonnummern? J
Egal, jedenfalls geht’s dem Ende zu, Abschiedsessen/-trinken reihen sich aneinander, das noch erledigen, hier noch was einkaufen und verdammt: Weihnachten ist ja auch bald!

Am Ende meines USA-Trips hatte ich so viel zu tun, dass ich im Endeffekt noch gar nicht gecheckt hatte, dass es vorbei ist, als ich schon im Flieger saß. Daraufhin hat dann der Kulturschock zurück in good old Europe mit einem Dreschflegel auf mich eingeschlagen und das muss ich kein zweites Mal haben, also nehm ich mir diesmal Zeit mit der ganzen Sache abzuschließen.
Nebenbei hab ich aber auch gar keine andere Wahl, da zwei gewisse deutsche Zivis (Zivildiener, für die Österreicher unter uns) in letzter Zeit zum Volkssport erklärt haben, mich mit den schwierigsten Fragen zu bombardieren, die ihnen so einfallen… - an dieser Stelle vielen Dank dafür- während sie sich über mein Niederbayerisch lustig machen *grrr*

Und wenn ich alles auf einen Punkt bringen muss, fällt mir genau eins ein und vielleicht habt ihr das auch schon an meinen herrlich dezenten Posts gemerkt… die Caro, die den Kontinent verlassen hat, kommt nicht mehr zurück. Wo sie hin ist, keine Ahnung, ich persönlich glaube, dass sie schon aus dem Flieger gepurzelt ist und jetzt irgendwo zwischen Himmel und Sahara rumschwebt (was meine neue Faszination für Greifvögel erklären würde).
Wer denn dann zurückkommt? Darüber dürft ihr euch selbst ein Bild machen, anders wirds nich… meiner bescheidenen Meinung nach: die neue, verbesserte Caro!
Befreit von einer ganzen Menge mentalem Ballast, wie zum Beispiel dem Irrglauben, dass man zum Kochen einen Herd braucht… oder das Leben zu viert in einem 9qm Zimmer nicht lebenswert ist… und um einiges an Wissen reicher, speziell über mich selbst. Die Menschen hier haben mir viel über mich selbst beigebracht, mit ihrer herzlichen, unverblümten Art. Vier Monate unter Menschen zu verbringen, die sich nicht verstellen und nicht versuchen, cooler zu wirken als sie wirklich sind, ist eine unglaubliche Wohltat und lässt einen regelrecht aufatmen.

Auf der anderen Seite hab ich aber auch viele Sachen gesehen, von denen ich nicht unbedingt möchte, dass irgendjemand sie sich abschaut. Frauen, die das Haus nur fürs Einkaufen und zur Kirche gehen verlassen dürfen, ein Testverfahren für ein Stipendium, bei dem du nur durchkommst wenn du Beziehungen hast… fragt sich hier tatsächlich jemand, warum die Leute frustriert sind? Togo gehört zu den LDC’s und das merkt man genau dann, wenn man ein Kind ins Krankenhaus bringt, dort eine Biopsie durchgeführt wird und man EINEN MONAT auf das Ergebnis warten muss!
Wer erinnert sich an das Photo von mir und dem kleinen Komi, das ich rumgeschickt hab? Süss, gell? Kurz darauf ist er an Unterernährung gestorben. Sowohl PDH als auch das Kloster haben sich um ihn gekümmert, Geld aufgetrieben um ihm zu helfen… und trotzdem hatte er keine Chance auf ein Leben.
Eine Arbeitskollegin hat ihr Baby verloren, weil die Krankenschwester zu faul war, eine Patientin zu versorgen, die keine Beziehungen hat.
Warum ich das erzähle, wo es doch hier um ein Resumée geht? Keine Ahnung, wahrscheinlich weil es raus muss. Jetzt wo ich mich drauf vorbereite, wieder in eine Welt einzutauchen wo deine größte Sorge die Planung deines nächsten Urlaubs ist, kommt dieses Gefühl der Ungerechtigkeit und der Schuld wieder. Wenns mir hier zu viel wird kann ich einfach gehen- die Menschen hier haben diese Wahl nicht. Wozu macht mich das? Und hab ich dieses Glück eigentlich verdient? Wieso ich? Zufällig ein paar tausend Kilometer weiter im Süden geboren und vielleicht wäre ich keinen Monat alt geworden.

Was macht dieser Gedanke aus meinem Leben? Und was ist ein Leben überhaupt wert, dass man nicht zu schätzen weiß?
Hier, wo man dem Tod so viel näher ist, fühlt man sich gleichzeitig so viel lebendiger.
Da ist sie wieder, die alte Litanei, das schreib ich jetzt alles zum dritten Mal, oder? Selber Schuld, was müsst ihrs auch lesen… J Bin völlig vom Thema abgekommen, oder vielleicht auch nicht. Jedenfalls: ich komme wieder, ob ihrs wollt oder nicht und was dann passiert wissen die Götter… ich kann es beim besten Willen nicht sagen. Der Titel dieses Blogs ist: Geh, wohin Dein Herz Dich trägt. Mein Herz hat mich nach Togo getragen und einmal da angekommen hat es gesagt: hier kannst du nicht bleiben, hier gehörst du nicht hin. Inzwischen jedoch frage ich mich, ob Afrikas rote Erde und sein unvergesslich weiter Himmel ein Herz das ihnen in die Fänge geraten ist, jemals wirklich wieder loslassen…

Ende.

Saturday, December 6, 2008

Groupe de Parole und Sonstiges

So liebe Leute, zu aller erst mal eine Ankündigung: hab meinen Flug vorverlegt, aus organisatorischen Gründen, würd eigentlich gern bleiben, aber es ist ja nur ne Woche… fliege also am 17ten schon in München ein… gegen 9, oder 10, da streiten sich die Geister noch.

Wer sich jetzt denkt, dass es sich hierbei um einen Wink mit dem Zaunpfahl handelt sei hiermit von seinem Irrweg abgebracht, vielmehr ist es ein deftiger Hieb mit der Eisenbahnschwelle!

Frohen Nikolaus übrigens!

Ansonsten ist business as usual, viele Sachen passieren für mich zum letzten Mal, was mich schon ein bisschen traurig macht. Hab viel Unvergessliches erlebt hier und dieses Land und seine Leute hören nie auf, mich in Erstaunen zu versetzen.

Da fällt mir ein, an alle die vorhaben, eine Spende zu machen, wenn ihr das machen wollt solang ich noch hier bin müsst ihr euch beeilen. Ansonsten sind wir neuerdings auf einer sehr tollen Site vertreten, namens betterplace.org . Da kann man Projekte drauf stellen, die in einzelne „Bedarfe“ aufgeteilt werden, was für den kleinen Geldbeutel echt praktisch ist und wo man trotzdem das Gefühl hat, sinnvoll beitragen zu können. Vielleicht habt ihr ja Lust, euch das mal anzuschaun. Wir haben ein Projekt über Milchpulver, eins für eine Dame die gern geräucherten Fisch verkaufen würde, eines für unseren Ausflug mit den Kindern an den Strand usw. Ihr könnt per Kreditkarte und ähnlichem spenden und jede Spende wird zu 100% an uns weitergeleitet. Ist echt ein nettes tool, zieht’s euch rein.

Was noch? Donnerstag war meine letzte Groupe de Parole für Erwachsene, einmal im Monat treffen sich unsere HIV/AIDS-Patienten, kriegen ein Exposé zu einem HIV-bezogenen Thema, richtige Ernährung, Stigmatisierung… und dann essen alle gemeinsam. Da dies die letzte Groupe dieses Jahres war, lief die ganze Geschichte etwas anders ab, Antoine hat seine Stereoanlage aufgebaut und die Leute haben abwechselnd von ihren Erfahrungen mit ihrer Krankheit im letzten Jahr gesprochen (leider in Ewe, hätts gern verstanden) und nach zwei, drei „témoignage“ gab’s für 20 minuten oder so Musik… da Togolesen im Gegensatz zu Europäern nicht mit einem Stock im A… zur Welt kommen ist das für die Hälfte der Leute das Signal, aufzuspringen und anzufangen zu tanzen… und mitsingen tun alle!

Wer so was noch nie gesehen hat, macht sich keine Vorstellung davon wie es ist, diesen Menschen zuzuschaun, mit ihnen zu lachen, zu reden, zu tanzen und zu singen… so unglaublich viel Lebensfreude und Vertrauen, auf den Gesichtern von 55 Menschen, die im Endeffekt alle dem Tode geweiht sind. Manchen siehst du es kein bisschen an, andere sind so offensichtlich krank, dass du dich fragst, wie sie überhaupt noch aufrecht sitzen können. Und jeder Einzelne von ihnen hat in diesem Moment sein Leben, die Musik und die Gesellschaft der Anderen mehr genossen, als ich das jemals in Europa oder den USA gesehen habe. Schämen sollten wir uns, dafür dass wir unser Leben damit verschwenden, uns über Dinge aufzuregen, den verdammten Keller zu putzen, oder abends beim weggehen ja gut auszusehen und sich jaaaa keine Blöße zu geben… wir werfen unser Leben zum Fenster raus, indem wir uns über unseren Ruf Sorgen machen, oder darum was sich gehört und was nicht… bullshit! Schaut euch an, was aus uns geworden ist, die Mehrzahl aller Leute muss sich zusaufen, um lockerer zu werden und in der Lage zu sein, sich mal „gehen zu lassen“, im Sinne von dumm auf der Tanzfläche rumwackeln und cool ausschaun. Geht jedem so, also kann es nicht verkehrt sein, oder?

Vielen Dank, aber da trink ich lieber Bizap mit Menschen, die dem Tod nahe genug sind, um das Leben schätzen zu können und sich einen Scheißdreck drum kümmern, wie laut sie lachen, oder wie falsch sie singen.

Ehrlich gesagt, ich hab Angst davor, wieder nach Europa zurück zu kommen. Nach allem, was ich hier unten gesehen habe, wird mir Leben in Deutschland wahrscheinlich noch viel mehr auf den Magen schlagen als vorher. Viele Leute die hier unten waren haben mir von der Hilflosigkeit erzählt, die sie verspürt haben, angesichts des vielen Elends und der eigenen Machtlosigkeit. Mir geht es genau andersrum, hab ich glaub ich schon mal gesagt. Hunger kann ich lindern, indem ich zum Geier losziehe und einen Sack Reis kaufe. Aber was macht man mit Menschen, die alles haben und trotzdem nicht glücklich sind, weil sie es nicht zu schätzen wissen? Wie hilft man so jemandem? Und wie genau verhindert man, dass man die Wut und die Hilflosigkeit, die man angesichts dessen verspürt, nicht laut rausbrüllt, weil man es nicht mehr aushält?

Jeder, der jetzt unruhig auf seinem Stuhl rumrutscht, soll sich hiermit von mir gratuliert fühlen, glaubt mir, mir geht es genauso. Ich habe so viel meines kurzen Lebens damit verschwendet, unglücklich zu sein, mir wird schlecht wenn ich nur daran denke. An diesen Punkt gehe ich ganz sicher nicht zurück, allein schon weil ich damit den Leuten hier ein Messer in den Rücken rammen würde. Was für einen Grund in aller Welt habe ich, nicht der glücklichste Mensch der Welt zu sein? Gar keinen, so ist das nämlich. Hiermit hab ich mich selbst in den Hintern getreten und fordere euch auf, das Gleiche zu tun… meine persönliche Anleitung zum Glücklichsein lautet: hört auf, unglücklich zu sein!

Beste Grüße aus Togo von Hansine im Glück.

Sunday, November 30, 2008

FIDELITE OU PRESERVATIF- UN CHOIX A FAIRE


Welt-AIDS-Tag in Afrika... was tut man da? In der Gegend rumlaufen und Kondome verteilen, allen Leuten von den Orten verzaehlen, wo man kostenlose AIDS-Tests machen kann, sich entweder komisch anschaun lassen, weil die leute meinen, man bezichtigt sie, AIDS zu haben (was natuerlich keiner hat!), oder dumm anlabern, weil du unbedingt demonstrieren sollst, wie genau man so ein Kondom jetzt hernimmt... richtig lustig wirds dann, wenn sie zum ersten mal ein femidom sehen...


Ausserdem steht man Samstags um sechs auf, nachdem man am Tag vorher von 8 bis 7 in ein Trotro gepfercht war, oder sich mit Grenzbeamten rumgeaergert hat, um sich ein 9 Stunden Fussballturnier reinzuziehen, Spass pur, ich interessier mich doch so fuer Fussball... Sonntag ist dann Sketch und Doku-Projektion zum Thema AIDS, Montag, der Tag! wird dann eine Diskussionsrunde mit Schuelern abgehalten... Nicht schlecht, oder? Organisiert wird das Ganze von unseren Freunden von J2A, ihr erinnnert euch an das photo... wenn nicht, selber schuld.


Ansonsten verfliegt die Zeit im Wesentlichen, zu viel zu tun und viel zu heiss, um mittags ohne ein schlaefchen auszukommen... Langsam wird mir klar, dass sich mein Aufenthalt dem Ende zuneigt und natuerlich fallen mir jetzt tausend Sachen ein, die ich noch unbedingt machen wollte!


Egal, fein is es, gut gehn tuts mir, euch hoffentlich auch, bis bald!

Caro

Ghana reloaded

So, mehr von Ghana.

Nachdem wir uns erfolgreich Elmina und Cape Coast angeschaut und uns zu Tode geshoppt haben, sind wir am mittwoch richtung kakum nationalpark aufgebrochen, um uns da einen canopy walkway zu geben... sprich, jemand hat circa 50 meter ueber dem erdboden ein paar leitern mit seilen und brettern zusammengetackert und erwartet jetzt von dir, dass du da freudestrahlend drueber laeufst... fuer alle, die mich nich so gut kennen: ICH HAB VERDAMMTE HOEHENANGST!
Na ja, mit viel Gezitter und Gezeter hab ich mich dann doch drueber gerettet, viel Aussicht hab ich allerdings nicht bewundert...
viel lustiger war der Weg zum Walkway, mitten durch den Dschungel und auf einmal mussten wir alle anfangen zu rennen, weil der Weg voller Feuerameisen war... mich hat nur eine erwischt, das hat ganz schoen gebrannt... das arme 75jaehrige Ehepaar hat es da schlimmer abgekriegt... bergauflaufen ueber Stock und Stein ist halt irgendwann schwierig, muss sagen, sie ham sich verdammt wacker geschlagen... und mich dann wegen meiner Hoehenangst deftig ausgelacht... vielen Dank dafuer!

Im Park-Restaurant sind wir dann auf einen vollkommen durchgeknallten Hollaender gestossen, der ein wildlife sanctuary direkt neben dem park betreibt, ob sich die viecher in ihren kleinen kaefigen so wahnsinnig artgerecht behandelt fuehlen sei mal dahingestellt, jedenfalls sind der hollaender und seine frau ganz verrueckt nach ihnen allen, auch denen, die sie potentiell anfallen und zum mittagessen verspeisen koennten (nicht zum fruehstueck, dafuer ist keins gross genug, das machen die meisten aber durch aggressivitaet wett). Am allerliebsten aber ham sie ihre kleptomanischen Affen (konnte meine Brille grad noch so retten, jetz ist sie halt leicht verkratzt... daraufhin bin ich gestern gleich mal draufgestiegen...*seufz*), die im haus schlafen und als Gift- und sonstige Schlangen-Detektor anscheinend allererste Wahl sind... vor Spinnen warnen sie nicht, somit hat sich mal ne tarantel unbemerkt auf dennis' kopf gesetzt... echte Buschmenschen sind das, Anette mag nur die beiden Skorpione nicht so sonderlich... (eigentlich warns drei, aber einer hat nen anderen um die Ecke gebracht, nicht so nett, da warns halt nur noch zwei...)

Zu guter Letzt sind wir dann wieder zurueck nach cape coast ins castle restaurant, von da aus hat man zwei Tage vorher Wale beobachten koennen, wir hatten natuerlich kein Glueck, dafuer hab ich in meiner charmanten Art einen Australier derart beleidigt, dass er vom Tisch aufgesprungen und gegangen ist, nachdem er mich etwas derbe beschimpft hat... auch ein Erlebnis.

Soviel zum Mittwoch, den Donnerstag ham wir so wie den Anfang verbracht, Strand, spazieren gehn und shoppen, Freitag frueh gings ja dann auch schon wieder zurueck, morgen ist welt-aids-tag, bei uns gibts grad grosses spektakel...

So da la, jetzt mag ich nich mehr verzaehlen, gehabt euch wohl, vergesst die roten Schleifchen nicht und bis zum naechsten mal...
Caro

Monday, November 24, 2008

GHANA!

Liebe Froinde, liebe Foinde!!!

Da bin ich wieder, um einige Erfahrungen und mindestens einen deftigen Sonnenbrand reicher und reichlich Moneten leichter...

Ghana wurde mir als das Europa Afrikas beschrieben ( ich weiss, gestoert), somit hab ich mich auf einen kleinen Schock bei der Grenzueberquerung gefasst gemacht... nur um dann festzustellen, dass die Welt auf dieser Seite des limes auch nicht anders aussieht und die Strasse vielleicht sogar ein bisschen schlechter ist! Das Europa Afrikas, so ein Quatsch, denke ich mir, lehne mich zurueck und schliesse die Augen.

Drei Stunden spaeter bin ich in einer anderen Welt. Kurzzeitig vermute ich, dass mich jemand ohne dass ich es mitgekriegt habe in ein Flugzeug gesteckt und zurueck in den Sueden der USA geschickt hat, denn genau so sieht Accra im Wesentlichen aus. Alles da, was man sich so vorstellen kann, nur halt ein bisschen runter gekommen. Breite Strassen, dicke Autos und das Ganze gesaeumt von Reklametafeln...

Laut Ellis und einem Accraischen Taxifahrer hat sich Ghana in den letzten Jahren rasant entwickelt und das merkt man. An jeder Ecke wird gebaut, ueberall brummt und wuselt es, alles ist im Um- und Aufbruch und die Leute scheinen drauf zu stehen. Entwicklung, her damit!

Mit zu dem USA-Bild beigetragen hat vielleicht auch die Tatsache, dass in Ghana in zwei Wochen Wahlen sind und du somit an jeder Ecke von einem ueberdimensionalen Wahlplakat angelaechelt wirst...

Genau, die erste Nacht sind wir also in einem kleinen Hotel irgendwo in Accra geblieben, erstens sind wir zu spaet von Lome weg, zweitens war die Grenzueberquerung wie so oft ein mittleres Drama, ein Beamter wollte behaupten, mein Visum sei abgelaufen und ist dann dazu uebergegangen, uns konsequent zu ignorieren... alles was wir wollten war ein Stempel, damit wir das Land verlassen duerfen!

Jedenfalls, Sonntag ham wir uns dann ins circa 2.5 Stunden entfernte Cape Coast aufgemacht und da sind wir ein bisschen ausserhalb in einem Hotel mit Restaurant am Strand abgestiegen. Das Hotel kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, aber wenn ihr euch das naechste Mal einen Aktion-Film reinzieht und zu der Stelle kommt, wo der Held/die Heldin nach erfolgreicher Rettung der Welt an einem fantastischen Strand mit einem Riesengrinsen im Gesicht einen Cocktail schluerft... dann wisst ihr ungefaehr, wies da so aussieht... bye bye Touristen, ueberfuellte Straende... fuer umgerechnet keine 30 Euro am Tag... das Leben kann so unfair sein! :-)

Na ja, vielleicht doch, hab mir nen Fetzen Sonnenbrand eingefangen...

Saturday, November 22, 2008

Bye bye love!

Hello again!

So, in den letzten Wochen war furchtbar viel zu tun und viel los, neue Volunteers, Arbeitsverteilung, Lebensmittelvergiftung (heißt das so?) und und und… irgendwann hat das ganze im Chaos geendet und daraufhin haben Sophie und ich mehr oder weniger spontan beschlossen, dass wir urlaubsreif sind (ja ich weiß, ich war grad erst weg, aber… halt… so… genau) und werden uns deswegen heut auf den Weg nach Ghana machen, um da ein paar Tage faul in der Gegend rumzuhängen, bzw. hoffentlich eher am Strand. Wie ich es geschafft habe, innerhalb von fünf Stunden ein Visum zu kriegen, auf das man normalerweise mindestens nen Tag warten muss, dürft ihr euch selber zusammen reimen! :-)

Danach schaff ich es hoffentlich wieder, ein bisschen sortierter zu werden, meine e-mails zu beantworten und so weiter…

Lassts euch also in der Zwischenzeit gut gehen, freut euch über den ersten Schnee, der ja angeblich bald kommt und so weiter und so fort!

Baba!

Caro

P.S.: Flo, das Paket ist angekommen, vielen Dank dafür, sind tolle Sachen! Abholen lief folgendermaßen: Auf zur Hauptpost, die schickt dich zu einer Zweigstelle am anderen Ende dieser netten Stadt, die sagen bullshit, das Päckchen liegt auf der Hauptpost, die in ner halben Stunde zu macht! Spaß! So verbringe ich gerne meinen Freitagnachmittag! Zu guter Letzt hätt dann der Zollbeamte beinahe die Spekulatius zum Eigenverzehr konfisziert!

Wer schön sein will muss leiden…

All diejenigen, die jetzt gehofft haben ich ergebe mich hiermit der Masse und trete dem Schönheitswahn meiner Geschlechtsgenossinnen bei, kann ich an dieser Stelle gleich mal enttäuschen.

Nein, es geht um nicht um mich, sondern um die afrikanische Auffassung von Schönheit und eine kleine Demonstration dessen, dass es genau das und nichts anderes: eine Auffassung.

Statt sich wie bei uns zu Tode zu hungern, foltern sich Afrikas junge Mädchen zum Wohle der Schönheit mit Chemikalien. Wer hier schön sein will muss, haltet euch fest: blass sein. In den letzten Jahren kam ein Trend auf, der wahrscheinlich stark mit europäischen Werbungen zu tun hat, wo auch immer eine Plakatwand oder dergleichen für Schönheit wirbt, sind die Mannequins entweder gleich weiß, oder so blass als möglich. Mit eine Rolle spielen dürfte auch die Tatsache, dass wer blass ist reich ist, weil er es sich leisten kann, drinnen zu bleiben, statt sich der sengenden Sonne aussetzen zu müssen. (Ja sengend, es ist heiß, verdammt noch mal)

Was tun also, um dem allgegenwärtigen Ideal genügend zu entsprechen, um daran ein schwaches Selbstbewusstsein aufrechterhalten zu können (halt, das ist europäisch)?

Ganz klar, bleichen! Man nehme die stärkste Chemikalie, die man findet und schmiere sie sich auf die Haut, scheiß egal, ob sie danach noch existiert, oder nicht, Hauptsache du hast deine Farbschattierung um eins runter reduziert… über die ganze Geschichte drüber schmieren wir dann ein helles MakeUp, damit keiner das schmerzverzerrte Gesicht sieht und voilà: fertig ist die Barbiepuppe!

So manches Mal hab ich mich schon richtig geschreckt, wenn du ein junges, hübsches Mädchen mit aufgeworfener, gelb-weiss-braunfleckiger Haut an dir vorüberlaufen siehst, läuft es dir im ersten Moment einfach eiskalt den Rücken runter bei dem Gedanken, dass sie sich mit etwas traktiert, auf dessen Behälter jegliche Varianten von Toxic-Zeichen abgebildet sind.

Wieso machen Menschen so was? Warum tut man sich so was an, egal ob es darum geht, sich zu Tode zu hungern, zu kotzen, zu bleichen, oder zu sch… (ja Leute, Abführmittel haben multiple Anwendungsmöglichkeiten)? Warum zum Geier interessieren wir uns so sehr für unser Aussehen in einer Welt, in der Menschen von Krieg, Armut und Krankheit schon genug gebeutelt sind? Reicht das nicht? Offensichtlich nicht, nebenbei müssen wir noch unsere Lebensgrundlage zerstören weil wir zu faul sind, zum Recycling-Hof zu fahren mit unseren Joghurt-Bechern und die Zeit die wir damit sparen verbringen wir damit, uns hässlich und ungeliebt und überhaupt furchtbar arm zu fühlen…

AUFWACHEN! Wir haben alles Glück und alle Möglichkeiten dieser Welt und schmeißen beides mit vollen Händen zum Fenster raus. Beschweren uns über die kleinsten Kleinigkeiten, das läuft schief, hier kein Geld und überhaupt checken wir erst, was wir haben, wenn wir es verlieren… Toll gemacht. Fragt euch mal, ob ihr so euer Leben leben wollt?

Ende